Updates von den Grenzen

Chronik der Ereignisse vom 10.04.2020 bis zum 12.04.2020

Nach 15 Tagen Quarantäne wurden hunderte Geflüchtete an die türkische Küste gebracht und, vollkommen auf sich alleine gestellt, ohne Versorgung ausgesetzt.

Freitag, 10.04.2020

Um 12 Uhr mittags wurden die Menschen im Osmaniye Lager nach Nationalitäten getrennt. Die offiziellen Verantwortlichen informierten sie darüber, dass sie das Camp um 20 Uhr verlassen werden. Kurz nach 21 Uhr fuhren 10-12 Busse mit jeweils 30 Menschen los, ohne jegliche Information über das Ziel. Außer zwei Busfahrern waren keine weiteren Personen wie etwa Sicherheitskräfte mit an Bord.

Während der Fahrt sprachen die Fahrer darüber, dass sie die Menschen an die Küste in Izmir bringen würden.

Am selben Tag wurden die Menschen, die in Bursa unter Quarantäne gestellt waren, entlassen. Sie durften überall in die Türkei reisen, sofern sie das Geld für die Bustickets aufbringen konnten.

Am Freitag verhängte die Türkei außerdem eine Ausgangssperre für 31 Städte, bis auf weiteres für 48-Stunden ab Mitternacht.



Samstag, 11.4. 2020

Um 11 Uhr morgens wurde eine Gruppe von 200-250 Syrer*innen an der Küste in der Nähe von Behram abgesetzt. Sie waren zuvor in der Nähe von Izmir unter Quarantäne gewesen. Der Busfahrer empfahl ihnen, Schlauchboote zu kaufen und damit auf die griechischen Inseln überzusetzen. Die Menschen wurden ohne Wasser und Essen zurückgelassen, angesichts der Ausgangssperren besonders dramatisch.

Um ungefähr 13 Uhr wurden 50 weitere Menschen an der Küste in der Nähe von Çanakkale abgesetzt, erneut ohne Wasser und Essen.

Um 14 Uhr kamen 10 Busse aus Osmaniye im Abschiebegefängnis in Izmir an. Ihnen wurde mitgeteilt, dass sie dort für drei Tage bleiben sollten, bis sie ebenfalls an die Küste gebracht werden. Sie hatten zuvor Entlassungspapiere im Osmaniye Camp erhalten, in denen steht, dass sie nicht länger in Gewahrsam sind.

10 weitere Busse mit insgesamt etwa 200 Menschen aus dem Osmaniye Camp erreichten Çanakkale um 21 Uhr.  Sie wurden an der Küste abgesetzt und sich selbst überlassen. Sie haben seit fast zwei Tagen nichts gegessen. Sie wollen nicht nach Griechenland übersetzen.

Um 22.30 erreichte uns eine Nachricht von einer Gruppe, welche ebenfalls in Osmaniye war und zu einem anderen Standort in Çanakkale gebracht wurde: ”Kaum noch Datenvolumen. 18 Stunden Busfahrt hierher. 50 Menschen in einem kleinem Raum. Keine Information darüber, was passieren wird - vielleicht werden wir bald woanders hingebracht. Kein Essen seit gestern.”



Sonntag, 12.4.2020

Heute früh sind die 50 Menschen im Raum in Çanakkale noch immer nicht mit Essen versorgt worden. Sicherheitskräfte haben sie nach Geschlecht getrennt.

Um 15 Uhr haben wir Information über eine Gruppe Syrer erhalten. Sie berichteten, wie sie an die Küste gebracht wurden und aufgefordert wurden, das Meer Richtung Griechenland zu überqueren. Nachdem sie keine Boote organisieren wollten oder konnten, aber in Videos über die Situation informierten, wurden sie wieder von der Polizei eingesammelt und zurück in das Abschiebegefängnis gebracht. Wer konnte, mussten 200 Türkische Lira bezahlen und wurde nach Istanbul gebracht. Dort kamen sie um 4 Uhr nachts an. Diejenigen, die Verwandte oder Freund*innen in Istanbul haben, konnten dort hin, alle anderen wurden erneut von der Polizei mitgenommen. Erneut weiß niemand wohin. Sie erhielten Abschiebedokumente, mit der Aussage, dass sie das Land innerhalb von 15 Tagen verlassen müssen.

Medienberichterstattung & Angriffe auf Josoor

Die Situation ist sehr präsent in den griechischen Medien, wobei unsere Informationen als einzige Quelle genutzt werden, ohne dass wir je kontaktiert wurden. Es wird behauptet, dass Corona-infizierte Geflüchtete als biologische Kriegswaffe eingesetzt werden. Das griechische Militär begann damit, Truppen vorzubereiten um jede Ankunft zu verhindern.

Der erste Artikel, der am Samstag dazu von der Zeitung Kathimerini veröffentlich wurde, beschreibt unsere Arbeit als “Schmuggeln von Geflüchteten”, seitdem haben wir zahlreiche rassistische und drohende Kommentare erhalten. Wir werden beschuldigt, illegale Migration zu ermöglichen. In unser Presseerklärung, die im Laufe des Tages veröffentlicht wird, werden wir noch mal erklären, dass wir uns in keinster Weise daran beteiligen. Unsere Arbeit besteht darin, Menschen, die alles verloren haben und sich selbst überlassen wurden, mit grundlegenden Hilfsgütern zu versorgen. In der aktuellen Situation informieren wir sie ebenfalls über die große Gefahr einer Überfahrt nach Griechenland, über die schrecklichen Bedingungen in den griechischen Lagern und die Unmöglichkeit, das griechische Festland oder andere europäische Länder zu erreichen. Darüber hinaus informieren wir so gut es geht über die Situation und versuchen mediale Aufmerksamkeit für das Thema zu erreichen, um Europa zum Handeln zu bewegen.


Der griechische Premierminister hat die Nachrichten von gestern kommentiert. Er betonte, dass es keine Bestätigung über COVID-19-Fälle unter den Geflüchteten gibt, dass aber Griechenland niemanden einreisen lassen wird, da es in der Türkei ingesamt viele Fälle gibt.

Freitag, 10.04.2020

Um 12 Uhr mittags wurden die Menschen im Osmaniye Lager nach Nationalitäten getrennt. Die offiziellen Verantwortlichen informierten sie darüber, dass sie das Camp um 20 Uhr verlassen werden. Kurz nach 21 Uhr fuhren 10-12 Busse mit jeweils 30 Menschen los, ohne jegliche Information über das Ziel. Außer zwei Busfahrern waren keine weiteren Personen wie etwa Sicherheitskräfte mit an Bord.

Während der Fahrt sprachen die Fahrer darüber, dass sie die Menschen an die Küste in Izmir bringen würden.

Am selben Tag wurden die Menschen, die in Bursa unter Quarantäne gestellt waren, entlassen. Sie durften überall in die Türkei reisen, sofern sie das Geld für die Bustickets aufbringen konnten.

Am Freitag verhängte die Türkei außerdem eine Ausgangssperre für 31 Städte, bis auf weiteres für 48-Stunden ab Mitternacht.



Samstag, 11.4. 2020

Um 11 Uhr morgens wurde eine Gruppe von 200-250 Syrer*innen an der Küste in der Nähe von Behram abgesetzt. Sie waren zuvor in der Nähe von Izmir unter Quarantäne gewesen. Der Busfahrer empfahl ihnen, Schlauchboote zu kaufen und damit auf die griechischen Inseln überzusetzen. Die Menschen wurden ohne Wasser und Essen zurückgelassen, angesichts der Ausgangssperren besonders dramatisch.

Um ungefähr 13 Uhr wurden 50 weitere Menschen an der Küste in der Nähe von Çanakkale abgesetzt, erneut ohne Wasser und Essen.

Um 14 Uhr kamen 10 Busse aus Osmaniye im Abschiebegefängnis in Izmir an. Ihnen wurde mitgeteilt, dass sie dort für drei Tage bleiben sollten, bis sie ebenfalls an die Küste gebracht werden. Sie hatten zuvor Entlassungspapiere im Osmaniye Camp erhalten, in denen steht, dass sie nicht länger in Gewahrsam sind.

10 weitere Busse mit insgesamt etwa 200 Menschen aus dem Osmaniye Camp erreichten Çanakkale um 21 Uhr.  Sie wurden an der Küste abgesetzt und sich selbst überlassen. Sie haben seit fast zwei Tagen nichts gegessen. Sie wollen nicht nach Griechenland übersetzen.

Um 22.30 erreichte uns eine Nachricht von einer Gruppe, welche ebenfalls in Osmaniye war und zu einem anderen Standort in Çanakkale gebracht wurde: ”Kaum noch Datenvolumen. 18 Stunden Busfahrt hierher. 50 Menschen in einem kleinem Raum. Keine Information darüber, was passieren wird - vielleicht werden wir bald woanders hingebracht. Kein Essen seit gestern.”



Sonntag, 12.4.2020

Heute früh sind die 50 Menschen im Raum in Çanakkale noch immer nicht mit Essen versorgt worden. Sicherheitskräfte haben sie nach Geschlecht getrennt.

Um 15 Uhr haben wir Information über eine Gruppe Syrer erhalten. Sie berichteten, wie sie an die Küste gebracht wurden und aufgefordert wurden, das Meer Richtung Griechenland zu überqueren. Nachdem sie keine Boote organisieren wollten oder konnten, aber in Videos über die Situation informierten, wurden sie wieder von der Polizei eingesammelt und zurück in das Abschiebegefängnis gebracht. Wer konnte, mussten 200 Türkische Lira bezahlen und wurde nach Istanbul gebracht. Dort kamen sie um 4 Uhr nachts an. Diejenigen, die Verwandte oder Freund*innen in Istanbul haben, konnten dort hin, alle anderen wurden erneut von der Polizei mitgenommen. Erneut weiß niemand wohin. Sie erhielten Abschiebedokumente, mit der Aussage, dass sie das Land innerhalb von 15 Tagen verlassen müssen.

Medienberichterstattung & Angriffe auf Josoor

Die Situation ist sehr präsent in den griechischen Medien, wobei unsere Informationen als einzige Quelle genutzt werden, ohne dass wir je kontaktiert wurden. Es wird behauptet, dass Corona-infizierte Geflüchtete als biologische Kriegswaffe eingesetzt werden. Das griechische Militär begann damit, Truppen vorzubereiten um jede Ankunft zu verhindern.

Der erste Artikel, der am Samstag dazu von der Zeitung Kathimerini veröffentlich wurde, beschreibt unsere Arbeit als “Schmuggeln von Geflüchteten”, seitdem haben wir zahlreiche rassistische und drohende Kommentare erhalten. Wir werden beschuldigt, illegale Migration zu ermöglichen. In unser Presseerklärung, die im Laufe des Tages veröffentlicht wird, werden wir noch mal erklären, dass wir uns in keinster Weise daran beteiligen. Unsere Arbeit besteht darin, Menschen, die alles verloren haben und sich selbst überlassen wurden, mit grundlegenden Hilfsgütern zu versorgen. In der aktuellen Situation informieren wir sie ebenfalls über die große Gefahr einer Überfahrt nach Griechenland, über die schrecklichen Bedingungen in den griechischen Lagern und die Unmöglichkeit, das griechische Festland oder andere europäische Länder zu erreichen. Darüber hinaus informieren wir so gut es geht über die Situation und versuchen mediale Aufmerksamkeit für das Thema zu erreichen, um Europa zum Handeln zu bewegen.


Der griechische Premierminister hat die Nachrichten von gestern kommentiert. Er betonte, dass es keine Bestätigung über COVID-19-Fälle unter den Geflüchteten gibt, dass aber Griechenland niemanden einreisen lassen wird, da es in der Türkei ingesamt viele Fälle gibt.

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