Updates von den Grenzen

Pushbacks und der Verlust der Menschenrechte

Ein Update über die zunehmenden Pushbacks in die Türkei seit Ende April 2020

Am 28.04.2020 trafen unsere Partner*innen in Edirne eine Gruppe von 16 Personen, die am frühen Morgen in sehr schlechtem Zustand in die Türkei zurückgeschoben worden waren - erschöpft, schmutzig, frierend und hungrig. Diese Gruppe war die erste, die wir trafen, die nicht beim Versuch, die Grenze zu überqueren, zurückgeschoben worden war, sondern nachdem sie schon einige Zeit in Griechenland verbracht hatte. Der Beginn einer langen Reihe von Push-Backs und einem neuen Level an Kriminalität an der griechisch-türkischen und türkisch- bulgarischen Grenze und unserem Kampf um die Unterstützung der Opfer weiterer europäischer Menschenrechtsverletzungen.

Am Freitag, den 01.05., wurde am frühen Morgen eine weitere Gruppe von Menschen aus Griechenland zurückgeschoben. Sie waren in und um das Lager in Diavata abgeholt worden, wo sie sich mehrere Monate aufgehalten hatten. Viele von ihnen hatten bereits Asyl in Griechenland beantragt. Die meisten von ihnen wurden während des Pushbacks von der griechischen Polizei geschlagen. Sie hatten nichts mehr, kein Geld, keine Handys, keine Dokumente, als sie in der Türkei strandeten. Unsere Partner*innen vor Ort versorgten sie mit Essen und Wasser sowie einer Unterkunft für die nächsten Tage.

Von griechischen Beamten geschlagen


Am Samstag, den 03.05., wurden wir über eine Gruppe von Jugendlichen informiert, die am 4. April von der Türkei nach Griechenland kam. Die griechische Polizei fing sie ab und ließ sie auf einer Insel mitten im Fluss zurück, ohne Nahrung, Wasser oder Schutz. Ein Teil der Gruppe konnte zurück an die türkische Küste schwimmen, aber ein minderjähriger Junge und zwei andere konnten nicht schwimmen und blieben auf der Insel. Niemand hat jemals wieder von ihnen gehört. Die Mutter des Minderjährigen bat uns herauszufinden, ob ihr Sohn noch lebt. Vor einigen Tagen wurde eine zersetzte Leiche am Ufer des Grenzflusses Evros gefunden. Nachdem wir dem zuständigen Pathologen das Bild des vermissten Jungen geschickt hatten, teilte er uns mit, dass diese Leiche nicht der Körper ist, den wir suchen. Dieser Junge ist nur einer von vielen, der höchstwahrscheinlich im Fluss Evros umgekommen ist.

Am gleichen Tag kontaktierte uns ein junger Afghane, der über 15 Mal im Balkan zurückgeschoben wurde - von Serbien über Mazedonien nach Griechenland bis in die Türkei. Seine herzzerreißende Geschichte haben wir bereits veröffentlicht.

Am 07.05. wurde eine Gruppe von 32 alleinreisenden Männern unterschiedlicher Nationalitäten aus Griechenland in die Türkei zurückgedrängt. Die Polizei holte sie am 05.05 aus dem Lager in Diavata ab, wo sie gelebt hatten, und brachte sie in ein Gefängnis in der Nähe, wo sie die Nacht verbringen mussten. Es war die erste Gruppe, die zurückgeschoben wurde, ohne verprügelt oder ihres Geldes, ihrer Telefone und persönlichen Gegenstände beraubt zu werden - “nur” ihre Jacken und Gürtel wurden ihnen von den Behörden weggenommen. Ein weiterer Beweis dafür, wie zufällig und willkürlich die Push-Backs durchgeführt werden.

Täglich sind Schüsse auf der türkischen Seite der Grenze zu hören. Wir können es nicht bestätigen aber vermuten dahinter einen Versuch der türkischen Grenztruppen, Pushbacks durch griechische Sicherheitskräfte zu verhindern. 

Am Samstag, 09.05., wurde erneut eine Gruppe von 15 alleinreisenden Männern mit dem Boot über den Evros aus Griechenland zurückgeschoben, unsere Partner*innen versorgten sie mit Essen, Wasser und Tee und organisierten eine Unterkunft für sie. Einer von ihnen erzählte uns seine Geschichte:

Als ich in Griechenland ankam, war gerade überall Quarantäne, so dass ich keinen Asylantrag stellen konnte. Es galt eine Ausgangssperre, als ich im Lager Diavata von der Polizei festgenommen wurde. Die Polizei fragte mich, ob ich irgendwelche Dokumente hätte und als ich dies verneinte, forderte mich die Polizei auf, mit ihnen zu kommen, um Papiere zu bekommen. Sie setzten mich mit anderen Geflüchteten in ein Auto und brachten uns zur Polizeistation. Ein Polizist packte mich brutal am Hals, nahm alle meine Sachen und deportierte mich in die Türkei. Auf türkischer Seite drängte uns die türkische Armee zurück auf griechisches Territorium, dann fand uns die griechische Armee zum zweiten Mal und drängte uns zurück an die türkische Grenze. Da ich nicht im Wald bleiben oder nach Griechenland zurückkehren wollte, weil ich kein Essen, Wasser und Geld hatte, beschloss ich schließlich, den Fluss alleine zu überqueren, indem ich mich mit meiner Brust auf ein Fass legte und damit schwamm, um nicht im Fluss zu ertrinken. Als ich auf türkischer Seite ankam, versteckte ich mich für zwei Nächte und einen Tag nach dem Überqueren im Wald. Dann ging ich zu Fuß von der Grenze nach Istanbul.

Am Dienstag, den 12.05., schob Griechenland erneut 34 Menschen zurück in die Türkei. Unsere Partner*innen vor Ort fanden sie und versorgten sie mit Essen und einer Unterkunft, nach zwei Nächten auf den Feldern waren sie sehr erschöpft. Am Mittwoch, den 13.05., wurden weitere fünf Personen aus Bulgarien zurückgeschoben und von unseren Partner*innen vor Ort unterstützt. Gleiches geschah mit sieben anderen Personen am 15.05.

Nach all diesen ohnehin erschreckenden Nachrichten wurden die Pushbacks noch schlimmer. Am Samstag, 17.05., wurde eine Gruppe von 82 Personen, die alle in verschiedenen griechischen Lagern registriert waren, zurückgedrängt. Die meisten hatten sich schon zwischen 6 Monaten und einem Jahr in Griechenland aufgehalten. 15 von ihnen waren in einem Lager in Igoumenitsa nahe der albanisch

en Grenze untergebracht gewesen. Die hatten in verschiedenen Orten in ganz Griechenland gelebt. Sie wurden von der Polizei aus den Lagern abgeholt und durch ganz Griechenland gefahren. Dann wurden sie zwei Tage lang in einer Einrichtung nahe der türkischen Grenze festgehalten, bevor die griechische Armee jeweils 10 Menschen pro Boot über den Grenzfluss zurück in die Türkei zwang. Der gesamte Pushback dauerte nur 30 Minuten und fand bei hellem Tageslicht zu Mittag statt. Menschenrechtsverletzungen in Europa müssen nicht einmal mehr in der Nacht versteckt werden.

Am Mittwoch, den 20.05. wurden wir über einen weiteren schweren Fall informiert. Ein Mann war am 3. Mai in Griechenland bei einem Autounfall schwer verletzt worden. Er verbrachte 11 Tage im Krankenhaus, wurde operiert und bekam eine äußere Fixierung seines gebrochenen Beines. Nach seiner Freilassung rief das Krankenhaus die Polizei an, die ihn abholte und in die Türkei zurück schob. Glücklicherweise konnte Common Sense, unsere Partnerorganisation in Istanbul, schnell medizinische Hilfe organisieren - trotz der Ausgangssperre und mitten in der Nacht.

Zurückgeschoben in die Türkei nach einem Autounfall


Am Donnerstag, 21.05 wurden zahlreiche Gruppen aus Griechenland und Bulgarien gepushbacked. Unsere Partner konnten sie mit Essen und Wasser versorgen, für die besonders schlimmen Fälle organisierten sie Socken und Schuhe.

Am Samstag 23.05. erhielten wir die Sprachnachricht eines irakischen Mannes, den wir im März an der Grenze zu Edirne getroffen haben. Er hatte die Grenze nach Griechenland überquert, fiel hin und wurde von der griechischen Polizei erwischt. Sie schlugen ihn nicht, aber nahmen sein Telefon, Dokumente und Geld ab und zwangen ihn in ein Auto. Dort traf er zwei Algerier, die vor 4 Tagen überquert hatten und vor der Polizei geflohen waren. Die Einheimischen haben sie brutal zusammengeschlagen, und ihnen Arme und Beine gebrochen und der Polizei ausgeliefert. Sie alle wurden in ein Gefängnis gebracht und in eine kleine, dreckige Zelle gesperrt, ohne Betten, aber mit vielen anderen Geflüchteten. Anschließend wurden sie in einem LKW wie Tiere zurück zum Fluss transportiert. Jeder, der sich bewegte oder den Kopf drehte, wurde geschlagen. Alle wurden zurück in die Türkei geschoben.

Am 28.04.2020 trafen unsere Partner*innen in Edirne eine Gruppe von 16 Personen, die am frühen Morgen in sehr schlechtem Zustand in die Türkei zurückgeschoben worden waren - erschöpft, schmutzig, frierend und hungrig. Diese Gruppe war die erste, die wir trafen, die nicht beim Versuch, die Grenze zu überqueren, zurückgeschoben worden war, sondern nachdem sie schon einige Zeit in Griechenland verbracht hatte. Der Beginn einer langen Reihe von Push-Backs und einem neuen Level an Kriminalität an der griechisch-türkischen und türkisch- bulgarischen Grenze und unserem Kampf um die Unterstützung der Opfer weiterer europäischer Menschenrechtsverletzungen.

Am Freitag, den 01.05., wurde am frühen Morgen eine weitere Gruppe von Menschen aus Griechenland zurückgeschoben. Sie waren in und um das Lager in Diavata abgeholt worden, wo sie sich mehrere Monate aufgehalten hatten. Viele von ihnen hatten bereits Asyl in Griechenland beantragt. Die meisten von ihnen wurden während des Pushbacks von der griechischen Polizei geschlagen. Sie hatten nichts mehr, kein Geld, keine Handys, keine Dokumente, als sie in der Türkei strandeten. Unsere Partner*innen vor Ort versorgten sie mit Essen und Wasser sowie einer Unterkunft für die nächsten Tage.

Von griechischen Beamten geschlagen


Am Samstag, den 03.05., wurden wir über eine Gruppe von Jugendlichen informiert, die am 4. April von der Türkei nach Griechenland kam. Die griechische Polizei fing sie ab und ließ sie auf einer Insel mitten im Fluss zurück, ohne Nahrung, Wasser oder Schutz. Ein Teil der Gruppe konnte zurück an die türkische Küste schwimmen, aber ein minderjähriger Junge und zwei andere konnten nicht schwimmen und blieben auf der Insel. Niemand hat jemals wieder von ihnen gehört. Die Mutter des Minderjährigen bat uns herauszufinden, ob ihr Sohn noch lebt. Vor einigen Tagen wurde eine zersetzte Leiche am Ufer des Grenzflusses Evros gefunden. Nachdem wir dem zuständigen Pathologen das Bild des vermissten Jungen geschickt hatten, teilte er uns mit, dass diese Leiche nicht der Körper ist, den wir suchen. Dieser Junge ist nur einer von vielen, der höchstwahrscheinlich im Fluss Evros umgekommen ist.

Am gleichen Tag kontaktierte uns ein junger Afghane, der über 15 Mal im Balkan zurückgeschoben wurde - von Serbien über Mazedonien nach Griechenland bis in die Türkei. Seine herzzerreißende Geschichte haben wir bereits veröffentlicht.

Am 07.05. wurde eine Gruppe von 32 alleinreisenden Männern unterschiedlicher Nationalitäten aus Griechenland in die Türkei zurückgedrängt. Die Polizei holte sie am 05.05 aus dem Lager in Diavata ab, wo sie gelebt hatten, und brachte sie in ein Gefängnis in der Nähe, wo sie die Nacht verbringen mussten. Es war die erste Gruppe, die zurückgeschoben wurde, ohne verprügelt oder ihres Geldes, ihrer Telefone und persönlichen Gegenstände beraubt zu werden - “nur” ihre Jacken und Gürtel wurden ihnen von den Behörden weggenommen. Ein weiterer Beweis dafür, wie zufällig und willkürlich die Push-Backs durchgeführt werden.

Täglich sind Schüsse auf der türkischen Seite der Grenze zu hören. Wir können es nicht bestätigen aber vermuten dahinter einen Versuch der türkischen Grenztruppen, Pushbacks durch griechische Sicherheitskräfte zu verhindern. 

Am Samstag, 09.05., wurde erneut eine Gruppe von 15 alleinreisenden Männern mit dem Boot über den Evros aus Griechenland zurückgeschoben, unsere Partner*innen versorgten sie mit Essen, Wasser und Tee und organisierten eine Unterkunft für sie. Einer von ihnen erzählte uns seine Geschichte:

Als ich in Griechenland ankam, war gerade überall Quarantäne, so dass ich keinen Asylantrag stellen konnte. Es galt eine Ausgangssperre, als ich im Lager Diavata von der Polizei festgenommen wurde. Die Polizei fragte mich, ob ich irgendwelche Dokumente hätte und als ich dies verneinte, forderte mich die Polizei auf, mit ihnen zu kommen, um Papiere zu bekommen. Sie setzten mich mit anderen Geflüchteten in ein Auto und brachten uns zur Polizeistation. Ein Polizist packte mich brutal am Hals, nahm alle meine Sachen und deportierte mich in die Türkei. Auf türkischer Seite drängte uns die türkische Armee zurück auf griechisches Territorium, dann fand uns die griechische Armee zum zweiten Mal und drängte uns zurück an die türkische Grenze. Da ich nicht im Wald bleiben oder nach Griechenland zurückkehren wollte, weil ich kein Essen, Wasser und Geld hatte, beschloss ich schließlich, den Fluss alleine zu überqueren, indem ich mich mit meiner Brust auf ein Fass legte und damit schwamm, um nicht im Fluss zu ertrinken. Als ich auf türkischer Seite ankam, versteckte ich mich für zwei Nächte und einen Tag nach dem Überqueren im Wald. Dann ging ich zu Fuß von der Grenze nach Istanbul.

Am Dienstag, den 12.05., schob Griechenland erneut 34 Menschen zurück in die Türkei. Unsere Partner*innen vor Ort fanden sie und versorgten sie mit Essen und einer Unterkunft, nach zwei Nächten auf den Feldern waren sie sehr erschöpft. Am Mittwoch, den 13.05., wurden weitere fünf Personen aus Bulgarien zurückgeschoben und von unseren Partner*innen vor Ort unterstützt. Gleiches geschah mit sieben anderen Personen am 15.05.

Nach all diesen ohnehin erschreckenden Nachrichten wurden die Pushbacks noch schlimmer. Am Samstag, 17.05., wurde eine Gruppe von 82 Personen, die alle in verschiedenen griechischen Lagern registriert waren, zurückgedrängt. Die meisten hatten sich schon zwischen 6 Monaten und einem Jahr in Griechenland aufgehalten. 15 von ihnen waren in einem Lager in Igoumenitsa nahe der albanisch

en Grenze untergebracht gewesen. Die hatten in verschiedenen Orten in ganz Griechenland gelebt. Sie wurden von der Polizei aus den Lagern abgeholt und durch ganz Griechenland gefahren. Dann wurden sie zwei Tage lang in einer Einrichtung nahe der türkischen Grenze festgehalten, bevor die griechische Armee jeweils 10 Menschen pro Boot über den Grenzfluss zurück in die Türkei zwang. Der gesamte Pushback dauerte nur 30 Minuten und fand bei hellem Tageslicht zu Mittag statt. Menschenrechtsverletzungen in Europa müssen nicht einmal mehr in der Nacht versteckt werden.

Am Mittwoch, den 20.05. wurden wir über einen weiteren schweren Fall informiert. Ein Mann war am 3. Mai in Griechenland bei einem Autounfall schwer verletzt worden. Er verbrachte 11 Tage im Krankenhaus, wurde operiert und bekam eine äußere Fixierung seines gebrochenen Beines. Nach seiner Freilassung rief das Krankenhaus die Polizei an, die ihn abholte und in die Türkei zurück schob. Glücklicherweise konnte Common Sense, unsere Partnerorganisation in Istanbul, schnell medizinische Hilfe organisieren - trotz der Ausgangssperre und mitten in der Nacht.

Zurückgeschoben in die Türkei nach einem Autounfall


Am Donnerstag, 21.05 wurden zahlreiche Gruppen aus Griechenland und Bulgarien gepushbacked. Unsere Partner konnten sie mit Essen und Wasser versorgen, für die besonders schlimmen Fälle organisierten sie Socken und Schuhe.

Am Samstag 23.05. erhielten wir die Sprachnachricht eines irakischen Mannes, den wir im März an der Grenze zu Edirne getroffen haben. Er hatte die Grenze nach Griechenland überquert, fiel hin und wurde von der griechischen Polizei erwischt. Sie schlugen ihn nicht, aber nahmen sein Telefon, Dokumente und Geld ab und zwangen ihn in ein Auto. Dort traf er zwei Algerier, die vor 4 Tagen überquert hatten und vor der Polizei geflohen waren. Die Einheimischen haben sie brutal zusammengeschlagen, und ihnen Arme und Beine gebrochen und der Polizei ausgeliefert. Sie alle wurden in ein Gefängnis gebracht und in eine kleine, dreckige Zelle gesperrt, ohne Betten, aber mit vielen anderen Geflüchteten. Anschließend wurden sie in einem LKW wie Tiere zurück zum Fluss transportiert. Jeder, der sich bewegte oder den Kopf drehte, wurde geschlagen. Alle wurden zurück in die Türkei geschoben.

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